Neues vom Dauertest – der Shooting Brake wird alt (X218)

Gut die Überschrift ist absichtlich etwas ketzerisch gewählt worden, aber im Volksmund gilt ein Automobil mit 100.000 Kilometern bekanntermaßen durchaus als „alt„, ganz egal wie alt es tatsächlich ist.
Seit dem letzten Bericht im Januar bin ich bereits wieder 15.000 Kilometer unterwegs gewesen.

Aktuell hat der CLS nun schon fast 102.000 Kilometer auf dem Tachometer und er ist noch nicht ganz zwei Jahre bei mir, wohl aber vor ein paar Wochen bereits vier Jahre alt geworden.
Den Shooting Brake habe ich ganz mit Bedacht mit einem Ölmotor (vulg. Dieselmotor) erworben – ich wollte ein sehr effizientes Fahrzeug dieser Größe besitzen und mich zudem auf etwas, für mich, völlig Neues einlassen – bisher habe ich es nicht bereut, soviel sei gleich vornweg gesagt.

Da ich bereits einiges am Wagen nach meinem persönlichen Geschmack umgebaut bzw. optimiert habe, werde ich hier und jetzt nur über die Erfahrungen der vergangenen Monate berichten und in der kommenden Woche dann über die durchgeführten Modifikationen ausführlich berichten. So ist für beide Themengebiete ausreichend Raum garantiert.

Chronologische Auflistung der Ereignisse der letzten neun Monate:

  • 86.017 km – Neue AGM-Starterbatterie (VARTA F21 – 80Ah 800A) – in Eigenregie ausgetauscht
  • 86.563 km – Austausch der Bremsanlage an der Vorderachse (Umbau auf Aluminium-Monobloc 4-Kolben Festsattel mit 360mm Bremsscheiben vom CLS 500) – Brembo Bremsscheiben 09.B747.51 und Beläge P50 097 inkl. DOT4-Bremsflüssigkeitswechsel – in Eigenregie ausgetauscht
  • 86.781 km – Service B (Inspektion) bei der Mercedes-Benz NDL in Köln, Motoröl- und Filterwechsel (Mercedes-Öl 5W-30) – zusätzlich auf Gewährleistung/Kulanz: Austausch des Innenraumgebläses (leichte Quietsch- und Schleifgeräusche), sowie der Pedaleinheit der Feststellbremse im Fahrerfußraum (kam nicht mehr zuverlässig selbsttätig zurück nach Lösen der Arretierung)
  • 87.781 km – Austausch des SAM Fond aufgrund eines Problems mit dem Fahrtrichtungsanzeiger hinten links, abgerechnet auf Junge Sterne Garantie bei der Mercedes-Benz NDL Köln
  • 90.562 km – Ölwechsel am 4MATIC-Vorderachsgetriebe (FUCHS Titan Sintopoid FE SAE 75W-85), Einbau eines Ölablass- und Einfüllventils der Fa. Stahlbus (M12x1,5) – in Eigenregie durchgeführt
  • 95.742 km – Austausch des DAB-Receivers aufgrund von Empfangsproblemen mit einigen digitalen Radiosendern auf Junge Sterne Garantie bei der Mercedes-Benz NDL Köln
  • 95.950 km – Komplette Überprüfung sämtlicher Steckverbindungen der COMAND-Headunit und der Radio DAB-Antennenverstärker an Front- und Heckscheibe, zudem mehrmaliger Reset der Headunit – in Eigenregie durchgeführt
  • 98.226 km – Zwischenölservice: Motorölwechsel (Mobil1 ESP 5W-30) zudem Austausch der Bremsanlage an der Hinterachse (Umbau auf 320mm Bremsscheiben vom CLS 500) – Bremsscheiben (Mapco 45745HPS) und Einbau von Stahlflexbremsleitungen (Fa. Spiegler) rundum. Wechsel des kleinen Luftfilters am AIRMATIC-Kompressor (MANN WK32/7) – in Eigenregie ausgetauscht
  • 101.806 km – Austausch des Keilrippenriemens (Conti-V 7 PK 2005) und der drei Umlenkrollen (INA), Reinigung des Ad-Blue Einspritzventils im Abgasstrang sowie Nachstellen der Feststellbremse – in Eigenregie durchgeführt

Also eigentlich keine besonderen Vorkommnisse, oder? Der Punkt mit der Batterie (der X218 des Modelljahres 2017 hat nur eine Hauptbatterie im Motorraum und eine kleine Stützbatterie/Pufferbatterie im Instrumentenbrett links und keine Mofa-Batterie mehr im Kofferraum wie vorherige Modelljahre) war mehr eine prophylaktische Vorsorge-Maßnahme. Anhand der nicht mehr immer grün aufleuchtenden Start-Stopp-Kontrollleuchte im Kombiinstrument, habe ich festgestellt, dass am Energiehaushalt des Wagens etwas nicht mehr 100% zustimmen schien. Selbst nach Langstreckenfahrten blieb die Anzeige meist gelb – nicht dass mich dies wirklich gestört hätte, das System ist bei mir ohnehin zu 99% deaktiviert. Nun muss man wissen, mein Wagen ist eine Art ungewollte Schwangerschaft – bestellt hat den Wagen niemand, vielmehr hat ein Daimler Vertriebsmitarbeiter einen Wagen auf Halde produzieren lassen, um die Produktion im Takt zu halten (die CLS Shooting Brake waren seinerzeit als Neuwagen leider nicht sonderlich gefragt, aufgrund der deutlich höheren Preise im Vergleich zum E-Klasse T-Modell. Dass diese Preise sich auch in einer spürbar höheren Qualität Wiederspiegeln würden, ist nur den zweite Hand Käufern bewusst geworden – auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind X218 heiß begehrte Ware). Mein Wagen verließ am letzten möglichen Tag des Jahres 2016 die Werkshallen in Sindelfingen und stand sich dann erst einmal die Räder (und seine Batterie) über neun Monate platt, bevor sich der Vorbesitzer für diesen Wagen entschied.
Ich schlußfolgere, dies hat die AGM-Batterie nicht ganz unbeschadet überstanden, jedenfalls zeigte mein Voltmeter meist deutlich unter 12,4 Volt an, auch nach Langstreckenfahrten.

Wichtig beim Austausch der Batterie; immer erst den kleinen Stecker am Massekabel (Batteriesensor!) abstecken und dann wie bekannt, die Batterie tauschen und im Anschluss wieder zuletzt das kleine Kabel anstecken, fertig.
Spannend fand ich, dass ich nicht einmal die Fensterheber oder das Schiebedach neu anlernen musste, dies scheint bei einem normalen Batteriewechsel nicht mehr nötig zu sein, äußerst erfreulich.

Auf den Austausch und die Modifikation der Bremsanlage gehe ich im nächsten Artikel genauer ein, es war jedenfalls keine unbedingt jetzt schon notwendige Verschleiß- oder Reparaturmaßnahme.

Der Austausch des Innenraumgebläses ist auch meiner hervorragenden Werkstatt zu verdanken, bzw. dem Servicemeister dort – an dieser Stelle einfach mal: DANKE.
Das Schleif- und Quietschgeräusch war noch relativ leise, aber doch schon deutlich vernehmbar und wurde zudem mit der Zeit immer lauter. Spätestens ein paar Wochen weiter in der Zukunft wäre es unangenehm aufgefallen. Trotzdem wurde es schon getauscht – Ergebnis: Kunde happy!
Die Feststellbremseinheit ist ein bekanntes Problem bei manchen Modellen der Baureihen 204, 212 und 218. Mein Wagen gehörte dazu, etliche E-Klasse und CLS Modelle im Bekannten- und Freundeskreis sind jedoch unauffällig. Aber abermals schön, dass es hier keine langen Diskussionen mit der Jungen Sterne Garantie gab – seitdem ist die Feststellbremse bzw. das kleine Pedal genauso wie es sein soll – nach Lösen der Arretierung schnellt es wie von Geisterhand zurück.

Ab Werk sieht Mercedes keinen Ölwechsel im Vorderachsgetriebe (Differential) vor. Es soll sich hierbei um eine so genannte Lifetime-Füllung handeln. Das Getriebe stammt aus der Baureihe W221 und besitzt eine Ablassschraube, jedoch keinerlei Möglichkeit neues Getriebeöl einfüllen zu können. Im Xentry (WIS) heißt es hierzu nur lapidar, dass eine Neubefüllung über die Öffnung auf der Beifahrerseite zu geschehen hat, nachdem man die betreffende Antriebswelle demontiert hat. Schönen Dank auch!
Beim ersten 4MATIC AMG, dem Typ E 55 (W210), gab es ein Wechselintervall dieses Öles alle 50.000 Kilometer, die Affalterbacher werden gewusst haben warum. Bei einem Fahrzeug mit immerhin 620 Nm Drehmoment wird das Öl jedenfalls auch nicht besser, weshalb ich mich zum Wechsel entschied. Dies war mir jedoch erst möglich als ich – der Schwarmintelligenz sei Dank – auf Motor-Talk im E-Klasse Forum zur Baureihe 212 den entscheidenden Tipp mit dem Stahlbus-Einsatz gesehen habe.

Seit Monaten perfekt dicht und auch das Herausragen des Einsatzes ist kein Problem, die Einbauposition ist noch immer unterhalb des Lenkgetriebes, somit besteht keine Gefahr des Abscherens bei Aufsetzen des Fahrzeugs, jedenfalls nicht bevor ohnehin starke Schäden an der übrigen Peripherie entstanden wären.

Das nächste Thema allerdings ist wirklich eine unschöne Geschichte – mein CLS ist für mich das erste Auto mit DAB/DAB+ Radioempfang. Beim blackbird war mir diese SA seinerzeit eindeutig zu teuer, für das was damals geboten wurde. Heute ist das anders, es gibt wirklich viele gute Sender und gerade in Verbindung mit dem wirklich hervorragenden Harman & Kardon Logic7 Soundsystem (meiner subjektiven Wahrnehmung nach auch deutlich besser als die heutigen Burmester-Systeme die mehr auf Show & Shine ausgelegt zu sein scheinen) hat man einen Klang und eine Qualität die einen die CDs nicht vermissen lassen.

Umso ärgerlicher, dass mein Wagen einen entscheidenen Kanal (Kanal 9B) bzw. das dazugehörige Frequenzband nicht zu empfangen schien. Anfang 2020 – noch vor der COVID-Pandemie – wurden etliche neue Radiosender in Deutschland freigeschaltet, u.a. die Reihe der Absolut Sender und auch Radio 80s80s. Doch in meinem Wagen waren diese nicht nur nicht erkennbar in der Senderliste, das COMAND konnte auch mit manuell eingegebenen Frequenzen nichts anfangen.
Bei Mercedes wurde das System komplett überprüft, zurückgesetzt und die Softwarestände gecheckt. Doch man konnte keinen Fehler finden – es wurde sogar ein TIPS Fall geöffnet!
Das Problem: sämtliche anderen DAB-Sender werden deutschlandweit problemlos empfangen.
Privat machte ich mich zusätzlich mit einem sehr fähigen Codierer und seinem Xentry auf die Suche. Es schien wirklich alles zu funktionieren, außer dass der besagte Kanal 9B keinerlei Empfang anzeigte.
Nach der intensiven Suche blieben nun eigentlich nur noch zwei Komponenten übrig: der Antennenverstärker an der Heckscheibe oder der DAB-Receiver im Kofferraum könnten einen Defekt haben. Den Antennenverstärker schlossen meine Werkstatt und ich jedoch als erstes aus, denn er empfängt ja und ist ein recht simpel aufgebautes Bauteil.
Nach weiterer Prüfung wurde der DAB-Receiver auf Junge Sterne Garantie ausgetauscht, neue Software aufgespielt und noch einmal alles überprüft und zurückgesetzt. Ergebnis: keine Änderung. Sehr zur Verwunderung meiner Mercedes-Werkstatt.

Als abschließende Maßnahme blieb nur noch im Fehlersuchplan den halben Innenraum zu zerlegen um jede Steckverbindung zu kontrollieren. Dies jedoch wollte ich lieber in Eigenregie durchführen, zumal ich nicht Tage auf mein Auto verzichten wollte.
Gesagt getan – nachdem ich sämtliche Steckverbindungen einmal getrennt hatte (auch an der Headunit) und wieder sorgsam zusammengesteckt habe, waren nach Erstinbetriebnahme des COMAND plötzlich in der Senderliste auch die gesuchten Sender enthalten, allerdings konnte ich diese nicht anwählen. Ich setzte das COMAND auf seine Werkseinstellungen zurück und wartete auf den Reboot. Nun stand im COMAND, es könne kein DAB-Empfänger gefunden werden. Ich dachte kurz, dass ich nun mein schönes Auto gehimmelt hätte und setzte das COMAND abermals zurück. Und was soll ich sagen, nun war alles so, wie es immer schon hätte sein sollen. Seither empfängt mein Wagen alle DAB-Sender immer und überall (außer in wirklich tiefgelegenen Tiefgaragen oder in langen Tunneln).
Perfekt!

Der Austausch des kleinen AIRMATIC-Luftfilters sollte man vielleicht alle 4 Jahre oder 100.000 Kilometer durchführen. Es handelt sich eigentlich um einen gewöhnlichen kleinen Kraftstofffilter und dieser altert alleine schon durch das Ansaugen von feuchter Außenluft, vom begrenzten Staubaufnahmevermögen ganz zu schweigen. Ein recht simpler Job.
Und es lohnt sich auch mal nach den Leitungen um die Kompressoreinheit zu schauen – bei mir waren da 2-3 Leitungen ab Werk (!) nicht korrekt verlegt und hätten in der Zukunft zu echten Problemen geführt. Ärgerlich, aber nun behoben!

Den Austausch des Keilrippenriemens und der drei Umlenkrollen habe ich vorsorglich durchgeführt, da es vermehrt nach morgendlichem Kaltstart ein leichtes Heulgeräusch aus dem Riementrieb gegeben hatte.
Um an den Riemen heranzukommen muss man durchaus mit Geschick vorgehen. Der E-Lüfter sollte zwingend ausgebaut werden, anschließend hat man allen Platz der Welt und kann problemlos den Geräuschdämpfer der Ladeluftleitung und den Halter sowie das von mir nachgerüstete Aeroschild demontieren.

Der Tausch des Riemens und der Umlenkrollen ist dann selbsterklärend. Allerdings muss ich sagen, dass ich diese Arbeit in keiner Werkstatt (und dem dort herrschenden Zeitdruck) durchführen lassen möchte. Zu groß ist die Gefahr das etwas beschädigt wird, oder man noch auf die Idee kommt Kühlerwasser abzulassen um einen der Kühlerschläuche aus dem Weg zu bekommen (dann wäre die Demontage der Lüfter-Kassette noch einfacher).
Der Riemen an sich sah für seine Laufleistung absolut neuwertig aus, der hätte sicher noch einmal 50.000 oder mehr Kilometer laufen können, die Umlenkrollen allerdings sahen alle drei nicht mehr so schön aus.

Zudem habe ich mir das Ad-Blue Einspritzventil einmal genauer angeschaut – wenn man schonmal eine Hebebühne zur Hand hat: DANKE in die Eifel!
Als reine Prophylaxe durch Berichte auf Motor-Talk, habe ich mal bei mir nachgesehen. Und siehe da, auch bei mir hatte sich eine feine kristalline Schicht abgesetzt. Diese lässt sich mit einem stumpfen Schraubendreher sehr gut ablösen und den Rest kann man einem feuchten Tuch nach und nach entfernen. Schadet sicher nicht! Den Sitz in der Abgasanlage kann man außen mit einer Drahtbürste leicht vom Flugrost befreien.

Was vielleicht noch von Interesse ist, der Durchschnittsverbrauch hat sich mittlerweile sehr gut eingependelt und liegt bei 8,16 Litern auf 100 Kilometer über eine Gesamtfahrstrecke von 40.000 Kilometern.
Wobei man sagen muss, ich versuche Stoßzeiten in städtischen Gebieten zu meiden, der Stadtverbrauch liegt zwischen 9 – 10,5 Litern, der auf der Autobahn bei Durchschnittsgeschwindigkeiten von 100-110 km/h liegt bei rund 6,5 – 8 Litern Dieselöl (inkl. Passagen mit 160-180 km/h).

Wenn man nun den Prospektwert für den 4MATIC-Malus abzieht, dann liegt man teilweise bei um 6 Litern Verbrauch für einen knapp 2,2 Tonnen schweren Wagen mit 15 Jahre altem V6-Diesel im Luxusgewandt.

Was möchte man mehr? #YEStoDiesel

Don’t drink & drive!

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